Nachhaltige Unternehmensführung

Autor
Peter Behrendt
Mitarbeiter von Streit Service & Solution steht in der Arbeitswelt in Gengenbach

Oder: Wie führe ich mein Unternehmen sicher in die Zukunft?

Bis vor Kurzem war es selbstverständlich, dass die Welt sich immer positiv weiterentwickelt, dass Produktivität, Wohlstand und Lebensqualität sich mehren, dass Demokratie und individuelle Freiheit auf der Welt prosperieren. Heute ist die zentrale Frage „Werden meine Kinder noch so ein gutes Leben haben, wie ich?“ „Wie können wir erhalten, was wir heute haben?“ Erhalt des Erreichten, also Nachhaltigkeit rückt ins Zentrum. Das geht Individuen genauso wie Firmen, die sich Gedanken um Ihre Zukunft machen.

Familienunternehmer und -unternehmerinnen haben schon immer Verantwortung für die nächsten Generationen übernommen. Gleichzeitig waren auch in Familienunternehmen Veränderungen durch Generationenwechsel schon immer auch herausfordernd. Heute sind die dynamischen Veränderungen und schnelllebigen Krisen schon in einer Generation so tiefgreifend, dass die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen und jedes einzelnen immer wieder auf die Probe gestellt wird.

 

Wie können wir in solchen Zeiten unser Unternehmen nachhaltig führen? 

Zwei Konzepte waren in der Evolution für Zukunftsfähigkeit schon immer zentral: Anpassungsfähigkeit und fruchtbare Kreisläufe. Was bedeutet das für den Nachwuchs an jungen Talenten, Lösungen für veränderte Kundenerwartungen oder ökologische Nachhaltigkeit, und: wie kann zukunftsfähige Unternehmensführung dies gestalten?

 

Wie wird mein Unternehmen anpassungsfähig: für junge Talente, veränderte Kundenerwartungen und eine wirtschaftliche ökologische Wende?

Anpassungsfähigkeit bedeutet in menschlichen Organisationen drei Dinge: 

  1. eine klare Orientierung, die in der Dynamik und Unsicherheit unserer Zeit wieder Perspektive und damit Sicherheit gibt,
  2. vertrauensvolle Kooperation, die die Menschen zusammenhält und die Reihen trotz aller Herausforderungen geschlossen hält und
  3. mutige Aktivierung aller vorhandenen Potenziale für die Veränderung.

In drei Worten: (1) Sinn, (2) Vertrauen und (3) Agilität.

 

Fruchtbare Kreisläufe in der Evolution und heute

Kreisläufe in der Evolution funktionieren ganz einfach: Was Abfallprodukte des einen sind, ist die Nahrung des Anderen! Bäume „atmen“ CO2 ein und Sauerstoff aus – wir atmen Sauerstoff ein und CO2 aus. Ein ganz einfacher perfekter Kreislauf, der über Jahrmillionen funktioniert hat. Interessant ist: in jedem Ökosystem etablieren sich herausragend vitale Orte, wo diese Kreisläufe besonders vielfältig, intensiv und damit fruchtbar sind. Das sind Orte, die eine hohe Anziehungskraft entwickeln und genau dadurch ein besonders hohes Ressourcen-Angebot für vielfältige Kreisläufe haben: Oasen in der Wüste, Wasserstellen in der Savanne, Mesopotamien im Altertum, Rom in der Antike, das neue Land Amerika in der Neuzeit, der chinesische Markt in den letzten 20 Jahren, sogenannte Waterpools im heutigen Internet.

 

Anpassungsfähige Kreisläufe für junge Talente: Es braucht Flexibilität und einen wertschätzenden, aber klaren Rahmen!

Junge Talente suchen spannende, abwechslungsreiche Aufgaben, die ihnen sinnvoll erscheinen, eine gute Einbindung in ein starkes und stärkendes Team, hohen Gestaltungsspielraum ohne Überforderung, Entwicklungsmöglichkeiten und eine hohe Flexibilität für ihre ganz persönlichen Bedürfnisse. Bei aller Forschung über die Generation Y und Z bin ich überzeugt, dass dies schon im alten Griechenland der Fall war. Es handelt sich größtenteils um urmenschliche Grundbedürfnisse von einer Jugend, die am Beginn Ihres Lebens steht und ihre Zukunft gestalten möchte. Gleichzeitig haben sich persönliche Bedürfnisse sicher etwas verschoben: Die Bedeutung von Freizeit und Work-Life-Balance hat zu, die Bedeutung von viel Geld und Karriere-Status hat abgenommen. Geld ist an vielen Stellen heute kein knappes Gut mehr und die wesentlichen Status-Merkmale der Jugend kann man sowieso nicht mit Geld, sondern nur mit Zeit erwerben: z.B. viele Follower und Likes statt schnellen Autos und großen Häusern. Wenn man Leistungsbereitschaft der Talente also nicht mehr durch ein hohes Gehalt und die Aussicht auf eine Führungskarriere einkaufen kann, dann braucht es vor allem eine für junge Talente attraktive Unternehmenskultur. Also: Wie wird man der „place to be“ für junge Talente, die attraktive „Wasserstelle“, wo es ein so vielfältiges attraktives Angebot gibt, dass vielfältige Austausch-Kreisläufe in Fluss kommen. Auch dafür braucht es Anpassungsfähigkeit und fruchtbare Kreisläufe! 

Fruchtbare Kreisläufe brauchen zuallererst ein gutes Geben und Nehmen! Konkret: Mitarbeiterorientierung geht nur zusammen mit Leistungsorientierung und umgekehrt, sonst funktioniert der fruchtbare Kreislauf nicht, weil eine Seite mehr gibt, als sie bekommt, und dann schnell die Lust verliert. Wer gemeinsam mehr erreicht, kann auch mehr verteilen. Word hard, play hard.

Hier kommen auch die drei wesentlichen Kriterien für Anpassungsfähigkeit ins Spiel: Es braucht (1) Sinn mit klarer Orientierung und Sicherheit, (2) Vertrauen und (3) flexible Agilität. In anderen Worten: ich muss v.a. das Führungsteam dafür aktivieren, sich den Erwartungen der jungen Talente flexibel zu stellen und gleichzeitig braucht es einen klaren Rahmen, der immer wieder vertrauensvoll ausgehandelt wird. 

Konkret: Es kostet mich nichts, wenn ein Mitarbeitender für einen Handwerkertermin später kommt oder einen Vormittag von zu Hause arbeitet, wenn ich gleichzeitig weiß, dass er gut aufpasst, dass es mit seinen Aufgaben vereinbar ist und er umgekehrt für einen wichtigen Projekttermin ebenso länger bleibt. Wahrscheinlich profitiere ich sogar davon, wenn meine Mitarbeiterin für eine anspruchsvolle längere Denkaufgabe eine Jobvacation-Auszeit nutzt und nicht im lebendigen Büro, sondern unter dem Baum in Korsika arbeitet und dort neue Ideen oder Konzepte entwickelt. Wenn meine Mitarbeitenden für unsere Unternehmung Alles geben, kann das Unternehmen auch für Sie Alles geben. Geben und Nehmen stimmt, der Kreislauf ist im Gang. Beide Seiten gehen flexibel auf die Bedarfe des Anderen ein. 

Gleichzeitig gilt es aber auch zu beachten: Ein Team lebt vom lebendigen Austausch, gegenseitiger Unterstützung und kreativen Zusammenarbeit. Wenn Alle immer dann und dort arbeiten, wo sie gerade Lust haben, stirbt das Büro aus, die Wasserstelle des Teams vertrocknet und das Wesensmerkmal eines Teams geht verloren. Die Flexibilität braucht daher einen klaren Rahmen, der sicherstellt, dass das Büro ein fruchtbarer Ort des Austausches und der kreativen Zusammenarbeit bleiben kann, an dem man sich begegnet. Wenn ich im Büro meist wesentliche Partnerinnen nicht antreffen, dann kann ich auch gleich zu Hause bleiben. Die einstige Wasserstelle ist trockengelegt.

Daher schaffen viele Unternehmen Flexibilität für neue Erwartungen junger Talente: flexible Vertrauensarbeitszeit, Homeoffice-Möglichkeiten, digitale Infrastrukturen, Jobvacation-Modelle für Arbeiten im Ausland, Sabbaticals usw. Gleichzeitig merken immer mehr Unternehmen, dass 100% Flexibilität völlige Unverbindlichkeit und Unverbundenheit und damit sinkende Identifikation und Loyalität schafft. Sie definieren daher einen klaren Rahmen für diese Flexibilität: z.B. Homeoffice-Obergrenzen, Transparenz- und Erreichbarkeitsregeln im Homeoffice, Kernarbeitszeiten, Team-spezifische Kerntage, an denen Alle im Office sind, o.ä.. Diese Regeln mussten in und nach Corona schnell neu entwickelt und immer wieder den neuen Rahmenbedingungen angepasst werden. Dies erfordert eine vertrauensvolle, konstruktive und offene Dialogkultur – gerade zwischen den sehr unterschiedlichen Kulturen und Erwartungen unterschiedlicher Generationen und Individuen im Betrieb. Zentral bleibt: Es braucht nicht Flexibilität oder Klarheit, sondern beides in einer wohldosierten Mischung!

 

Wer mehr über das Freiburger Modell der Zukunftsfähigkeit erfahren möchte, findet hier vielfältige Möglichkeiten:

- ein neues Unternehmens-Netzwerk: das Freiburger Kompetenzzentrum für Zukunftsfähigkeit

- das Online-Portal Zukunftsfähigkeit mit vielen Videos, Tests und Tools für zukunftsfähige Organisationsgestaltung – kostenfrei verfügbar per Click auf das Kreis-Modell der Startseite

 

Und mehr zum Thema nachhaltige Unternehmensführung erleben Sie in meinem Impulsvortrag bei STREIT@Work am 15. September 2023 in Gengenbach

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Zu Peter Behrendt

Peter Behrendt

Geschäftsführer Freiburg Institut

Als Innovationstreiber und Vordenker ist Peter der Mastermind des Freiburg Instituts. Er hat das Freiburg Institut im Jahr 2012 gegründet und seitdem mit seiner Innovationskraft und einem guten Gespür für wichtige Themen und die richtigen unternehmerischen Entscheidungen vorangebracht. Als leidenschaftlicher Netzwerker ist er zudem Mitbegründer des Coachingzentrum Freiburg, welches Coaches und Unternehmen der Region zusammenbringt, die sich für die Zukunftsfähigkeit von Organisationen engagieren. Wenn er seine Freizeit nicht mit seiner Familie verbringt, engagiert er sich mit dem Verein AllWeDo für die Stärkung unserer Demokratie. 

In diesem erfahrenen Geschäftsführer schlägt gleichzeitig das Herz eines Forschers: Für seine Forschung wurde Peter Behrendt bereits mehrfach beim Deutschen Coachingpreis des DBVC ausgezeichnet. 2016 wurde er zudem über Xing und Focus als TOP-Coach in Deutschland gewählt. Die Exzellenz seiner Arbeit zeigt er jedoch vor allem im täglichen Umgang mit Kund:innen und Mitarbeiter:innen. Hier lebt er höchste Qualitätsansprüche und begeistert mit neuartigen Ideen. 

 

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